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Angelo MARAGLINO

« Jeder Mensch in ähnlichen Situationen braucht eine optimale Unterstützung sowohl von familiärer als auch von professioneller Seite. »

Gespräch mit Angelo Maraglino zum Internationalen Tag der Personen mit einer Behinderung, am 3.12.2008

AVR:- Lieber Angelo Maraglino, ich habe Sie im Vorfeld des Internationalen Tages für Personen mit einer Behinderung um ein Gespräch gebeten. Für Sie gab es ein unbeschwertes Leben bis zum Alter von 18 Jahren. Dann hat ein Verkehrsunfall, vermutlich ausgelöst durch einen Sekundenschlaf, Ihr Leben und natürlich auch das Leben Ihrer Familie, grundsätzlich verändert.

Angelo M.:- Vor dem Unfall war ich ein begeisterter Fußballspieler, aber seit dem Unfall kann ich mich nur noch mit Einschränkungen bewegen: ich kann meine Bewegungen nicht mehr kontrollieren wie früher. Den größten Schock erlitt ich, als man mir nach dem Koma beigebracht hat, dass ich nie mehr laufen könnte.

AVR:- Sie hatten ein Gehirntrauma und haben eine lange Komaphase durchlebt. Danach hatten Sie viele Kompetenzen verloren, die wieder gefördert und aufgebaut wurden.

Angelo M.:- Acht Monate hat die Komaphase gedauert: drei Monate tiefes Koma und fünf Monate leichtes Koma. Ich hatte die Sprache verlernt, in der Zeit danach habe ich meine Sprachkompetenzen in allen Sprachen wiedererlangt, nur die deutliche Aussprache war schwierig. Meine Eltern haben mich sehr gut betreut, ganz besonders mein Vater: er hat mir mit sehr viel Ruhe beigebracht, was eigentlich mit mir passiert war, hat mich beständig ermutigt, begleitet und hat mich aufgebaut. Dadurch habe ich den starken Willen entwickelt, immer wieder neue Ziele zu erreichen und mich nicht entmutigen zu lassen. Wenn du etwas erreichen willst, dann musst du in Gedanken immer mit deinem Wunschziel beschäftigt sein, du darfst nicht schnell aufgeben, sonst wird es unerreichbar!

Jeder Mensch in ähnlichen Situationen braucht eine optimale Unterstützung sowohl von familiärer als auch von professioneller Seite. Dann kann man gemeinsam ein Ziel erreichen!

AVR:- Sie leben autonom und bestimmen Ihr Leben. Ich nehme an, dass dies nicht von Anfang an möglich war.

Angelo M.:- Bis zum Alter von 30 Jahren habe ich mit meinen Eltern zusammengelebt. Dann wurde mir deutlich bewusst, dass ich einen neuen Schritt wagen müsse, um eigenständig zu leben. Aller Anfang ist schwer, aber da muss man einfach durch. Hat man es dann geschafft selbständig zu leben, dann ist man natürlich zufrieden. Meine Eltern sind auch sehr stolz auf meine Autonomie. Ich greife seit einiger Zeit auf die Angebote von „Help“ zurück, das erleichtert mir das Leben.

AVR:- Sie arbeiten in den „Ateliers Kräizbierg“. Dort begegnen Sie jungen Menschen, die Sie öfters als frustriert oder apathisch erleben. Was versuchen Sie diesen Menschen zu vermitteln?

Angelo M.:- Ich ermutige sie: ich weiß, sie wollen sich nicht an das neue Leben anpassen, aber ohne den eignen Willen erreicht man nichts. Also rate ich ihnen, die Nerven zu behalten, sich auf keinen Fall aufzugeben und weiter zu machen. Man muss sich selbst ja immer wieder aufbauen und sich fragen: komme ich ohne Hilfe aus? Hier denke ich an materielle Hilfe oder Hilfestellungen durch andere. Klappt es ohne Hilfe, sogar wenn es sehr schwierig ist, umso besser, denn es ist ein Stück Selbständigkeit.

AVR:- Gibt es Entwicklungen, die Ihr Leben positiv verändert haben?

Angelo M.:- Handys sind eine nützliche Erfindung für behinderte Menschen, du kannst dich immer an jemanden wenden, wenn du nicht klar kommst, das beruhigt.

Wunderbar ist auch der „Novabus“. Du bist mobil und verlierst deine Kraft nicht. Dieses Angebot hilft die eigenen Kräfte nicht zu vergeuden, sondern aufzubauen.

AVR:- Sie vereisen auch öfters alleine. Wie organisieren Sie sich?

Angelo M.:- Ich melde mich bei den Flug- oder Bahngesellschaften an, da ich auf Hilfe angewiesen bin bei den Transfers. Es klappt immer besser und ich wünsche mir, dass es weiterhin Verbesserungen auf allen Flughäfen und auf allen Bahnhöfen gibt, damit Personen mit Einschränkungen und Behinderungen mobil und selbständig leben können.

AVR:- Lieber Angelo, ich danke Ihnen für dieses Gespräch und ich hoffe, Sie verlieren Ihren Humor und Ihren Optimismus nicht!

Durch das Gespräch führte Marie-Paule Max, coordinatrice der Association Nationale des Victimes de la Route AVR.